Man merkt, dass sich digitale Produktion gerade in einer spannenden Umbruchphase befindet. Was früher fast ausschließlich Industriebetrieben vorbehalten war, rückt zunehmend auf den Schreibtisch von Designern, Creators und kleinen Werkstätten. Genau in dieses Spannungsfeld fällt der Longer ePrint, ein neuer Desktop-UV-Drucker, der aktuell über Kickstarter finanziert wird und mit ungewöhnlichen technischen Ansätzen auf sich aufmerksam macht.

Während UV-Druck bisher vor allem für flache Anwendungen bekannt war, will der ePrint deutlich weiter gehen. Ziel ist es, nicht nur Motive aufzubringen, sondern auch echte Tiefenstrukturen zu erzeugen. Damit verlässt das Gerät den klassischen Bereich der reinen Oberflächenveredelung und bewegt sich in Richtung haptischer Gestaltung. Für Produktdesign, Prototyping und Individualisierung ergeben sich dadurch völlig neue Möglichkeiten.
Grundidee und technischer Ansatz des Longer ePrint

Auch ohne eigenes Testgerät lässt sich anhand der technischen Daten ein recht klares Bild zeichnen. Im Zentrum steht ein Doppeldruckkopf-System, das für hohe Produktivität sorgen soll. Zwei parallel arbeitende Druckeinheiten eröffnen nicht nur das Potenzial für schnellere Durchläufe, sondern erlauben auch den gleichzeitigen Einsatz verschiedener Tintentypen. Ergänzt wird das Konzept durch ein offenes Tintensystem, das nicht auf geschlossene Herstellerlösungen setzt.
Der Anspruch ist ambitioniert: hohe Geschwindigkeit, flexible Materialnutzung und fühlbare Strukturen in einem kompakten Gerät zu vereinen.
Wenn Druck dreidimensional wird

Herzstück des Systems ist ein 12-Kanal-Tintensystem, das neben klassischen Farben auch Weiß- und Spezialtinten verarbeitet. Durch den schichtweisen Aufbau können laut Hersteller plastische Strukturen mit deutlich spürbarer Höhe erzeugt werden. Das hebt den ePrint klar von vielen bisherigen UV-Drucklösungen ab, die meist nur minimale Erhebungen darstellen können. Ob diese Tiefenwirkung auch bei längeren Druckaufträgen konstant reproduzierbar ist, bleibt allerdings eine Frage für zukünftige Praxistests.
Der technische Reiz liegt vor allem im Zusammenspiel aus präziser Steuerung, Mehrkanal-Tintensystem und paralleler Druckarchitektur. Genau hier entscheidet sich später, ob das Gerät eher ein kreatives Experiment oder ein zuverlässiges Produktionswerkzeug wird.
Welche Anwendungen sind realistisch?

Der Hersteller gibt an, dass der ePrint für den Druck auf über 300 unterschiedliche Materialien geeignet ist. Dazu zählen typische Werkstoffe wie Holz, Glas, Metall, Acryl, Kunststoffe, Leder oder textile Stoffe bspw. T-Shirts. In Kombination mit optionalem Zubehör erweitert sich das Einsatzspektrum zusätzlich: So ermöglicht etwa die Anbindung an ein Förderband- oder Roll-to-Roll-System den automatisierten Stapeldruck, was besonders für kleine Unternehmen interessant ist.
Zubehör wie das Rotary-Modul oder ein Laminator eröffnen darüber hinaus weitere kreative Anwendungen, etwa das Bedrucken von zylindrischen oder gekrümmten Oberflächen wie Tassen und Bechern oder die Produktion von Stickern. Insgesamt wird der ePrint dadurch zu einem flexiblen Werkzeug für personalisierte Werbeartikel, Designobjekte und erste Funktionsmuster im Produktentwicklungsprozess.

Was für mich besonders heraussticht
- Unterstützung von 3D-Embossing-Drucken mit bis zu 60 mm Aufbauhöhe
- Mehrkanal-Tintensystem zur deutlichen Steigerung der Druckgeschwindigkeit (bis zu 6× schneller) in Kombination mit der Doppeldruckkopf-Architektur
- Offenes Verbrauchsmaterial-Konzept ohne feste Tintenbindung
- Mehrschichtiger Druck für plastische Oberflächen
- Breite Materialfreigabe für unterschiedlichste Anwendungen
- Update-Funktion zur Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten: In Kombination mit dem DTF-Cleaning-Kit kann ein einzelnes Gerät sowohl im UV- als auch im DTF-Druckmodus betrieben werden
DTF-Druck und AI-Funktionen im Arbeitsalltag
Neben dem klassischen UV-Druck positioniert Longer den ePrint auch als hybrides System mit optionaler DTF-Funktion. In Verbindung mit dem DTF-Cleaning-Kit kann das Gerät zwischen UV- und DTF-Druckmodus wechseln, ohne dass separate Maschinen notwendig sind. Für Creator und kleinere Betriebe eröffnet das vor allem bei Textilien und flexiblen Materialien zusätzliche Einsatzmöglichkeiten, etwa bei T-Shirts oder Transferanwendungen. Der Mehrwert liegt weniger im reinen Funktionsumfang, sondern in der Bündelung beider Druckverfahren in einem kompakten Desktop-System.
Ergänzt wird der hardwareseitige Ansatz durch softwaregestützte AI-Funktionen, die den Vorbereitungsprozess vereinfachen sollen. Dazu zählen unter anderem automatisches Flächenfüllen, intelligente Bildanpassungen sowie Optimierungen bei der Motivplatzierung. Ziel dieser Funktionen ist es, manuelle Nachbearbeitung zu reduzieren und gerade weniger erfahrenen Anwendern einen schnelleren Einstieg zu ermöglichen. Gleichzeitig profitieren auch professionelle Nutzer von einem effizienteren Workflow, insbesondere bei wiederkehrenden Aufgaben oder Serienproduktionen.
Insgesamt zielen DTF-Option und AI-Unterstützung weniger auf spektakuläre Einzelanwendungen ab, sondern auf Zeitersparnis und Prozessstabilität – zwei Faktoren, die im kreativen Alltag oft entscheidender sind als reine Druckauflösung oder Maximalgeschwindigkeit.

Einordnung und Ausblick
Der Longer ePrint ist weniger ein klassisches Gadget, sondern ein benutzerfreundlicher Desktop-UV-Drucker, der für eine breite Zielgruppe konzipiert wurde. Durch die vergleichsweise einfache Bedienung eignet sich das System sowohl für Einsteiger, DIY-Enthusiasten und kleine Unternehmen als auch für erfahrene Anwender im UV-Druck. Ob einfache Individualisierungen, Kleinserien oder experimentelles Produktdesign – der ePrint deckt ein breites Anwendungsspektrum ab und senkt die Einstiegshürden in den UV-Druck deutlich.
Da es sich um ein Crowdfunding-Projekt handelt, befinden sich Entwicklung, Serienreife und langfristige Zuverlässigkeit noch in der Evaluationsphase und können erst nach ersten Praxiserfahrungen abschließend beurteilt werden. Gleichzeitig kann Longer auf ein bestehendes Projektportfolio sowie vier erfolgreich abgeschlossene Crowdfunding-Kampagnen zurückblicken, was dem aktuellen Vorhaben zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht. Das Konzept des ePrint wirkt insgesamt durchdacht und klar positioniert – und genau das macht das System derzeit besonders interessant.
Alle weiteren Details finden sich auf der Kickstarter-Seite des Projekts. Derzeit wird der ePrint noch zu reduzierten Einstiegspreisen angeboten.
👉 Zur Kickstarter-Kampagne von Longer ePrint

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